Kristalle züchten

Eigene Kristalle züchten – Kristallographie für Anfänger

Fast überall auf der Welt kann man Kristalle finden, wenn man die Augen aufhält. Die wohl größten und schönsten Kristalle befinden sich aber meist tief verborgen in dunklen Höhlen und sind nur schwer zu erreichen. Deshalb bleibt Hobbygeologen meist nur die Suche auf dem Brachland, spezielle Mineralienbörsen oder Museen, um interessante Kristalle zu finden.


Kristalle züchten


Alternativ dazu kann man auch zu Hause seine eigenen Kristalle züchten. Hierfür gibt es eine recht große Auswahl an unterschiedlichen Experimentierkästen, die die Kristallzucht mit speziellen Salzen ermöglichen. Mit einer beiliegenden Anleitung können auf diese Weise Kristalle in unterschiedlichen Farben, Strukturen und Größen herangezüchtet werden. Man sollte jedoch ein wenig Geduld mitbringen, da es ein paar Tage dauert, bis sich aus den Salzlösungen wirklich schöne Kristalle bilden.

Viele unterschiedliche Zucht-Sets, aber ähnliche Vorgehensweise

Wer Kristalle mit Hilfe eines Experimentierkastens züchten möchte, hat die Qual der Wahl. Viele verschiedene Hersteller, wie zum Beispiel Kosmos, Clementoni oder Ravensburger, bieten eigene Kästen an, die sich zwar von der Ausstattung unterscheiden, jedoch geht das Kristalle züchten meist sehr ähnlich vonstatten.

Hauptbestandteil der Experimentierkästen sind nämlich immer die Salze, die zur Kristallzucht benötigt werden. Dabei handelt es sich um spezielle Chemikalien in Pulverform, die teilweise auch in Chemiebaukästen enthalten sind oder in der Apotheke gekauft werden können. Von der Erscheinungsform ähneln sie dem Zucker und Salz, welches in der Küche zum Kochen verwendet wird. Für alle Neugierigen folgt hier nun eine kleine Auflistung einiger der Salze, die in den Experimentierkästen vorkommen können:

  • Alaun (Kaliumaluminiumsulfat-Dodecahydrat)
  • Natriumacetat
  • Seignettesalz (Kalium-Natrium-Tartrat-Tetrahydrat)
  • Ammoniumdihydrogenphosphat
  • Kaliumhexacyanidoferrat(III)
Kristalle züchten

Rote und blaue Kristalle aus Kaliumaluminiumsulfat. Die Kristalle wurden mit Lebensmittelfarbe eingefärbt.

Übrigens: Zucker und Kochsalz sind ebenfalls Kristalle. Das kann man besonders gut unter einem Mikroskop sehen. Dort erkennt man die typischen kristallinen Formen.

Um die Kristalle züchten zu können, werden die Salze so lange im heißen Wasser verrührt, bis sich die Salze nicht mehr auflösen können. Je nach Experiment wird dann das gesättigte Wasser mal schneller und mal langsamer abgekühlt oder man steckt einen Bindfaden in die Salzlösungen und wartet ein paar Tage ab. Nach einiger Zeit sieht man, wie sich langsam kleine Kristalle bilden.

Wenn man geduldig ist und den Kristallen die Möglichkeit zum Wachsen lässt, können nach einigen Tagen teilweise wirklich große Kristalle entstehen. Jedoch gibt es keine Garantie, dass die Kristallzucht immer gelingt oder die Kristalle immer schön und groß werden, da der Wachstumsprozess von vielen Faktoren beeinflusst wird. Manchmal kann es nämlich sein, dass ein Versuch nicht so gelingt wie erhofft. Man sollte aber keineswegs enttäuscht sein und einfach einen neuen Versuch starten.

Ein besonderer Lerneffekt

Experimentierkästen, mit denen man Kristalle züchten kann, bieten einen faszinierenden Einblick in die Chemie und Physik beziehungsweise in die Werkstoffkunde. Zum einen lernt man den Umgang mit Chemikalien und kann deren Wirkung mit eigenen Augen beobachten. Und zum anderen werden in den ausführlichen Anleitungen die physikalischen Eigenschaften von Festkörpern mit Kristallstruktur erläutert.

Aber auch die Geduld wird geschult, da die meisten Versuche für mehrere Tage ausgelegt sind und man in der Regel erst nach frühstens einem Tag die ersten Kristalle begutachten kann. Wer sich also besonders für Naturwissenschaften und im speziellen für Geologie interessiert, wird sicherlich viel Freude mit einem eigenen Kristall-Zuchtset haben.

Mit dem Kristall-Zucht-Set von Kosmos kann man in wenigen Tagen solche Kristalle züchten.

Was ist eigentlich ein Kristall?

Man mag es anfangs vielleicht gar nicht glaube, aber Kristalle kommen sehr häufig auf der Erde vor. Nicht nur, dass die meisten Minerale und Metalle eine kristalline Struktur haben, beinhalten auch viele elektronische Bauteile, wie Bildschirme und Sensoren, Kristalle. Selbst in der Küche kommen sie in Form von Kochsalz, Zucker und Eis vor.

Kristalle züchten Kristallgitter mini

Kubisch primitives Kristallgitter

Bei einem Kristall handelt es sich einfach ausgedrückt um einen festen Körper, dessen atomare Teilchen zu einer Art Gitter aufgebaut sind. Diese Gitter können entweder auf natürliche Weise entstehen oder aber künstlich erzeugt werden. Als Beispiel kann man hier die Minerale in Höhlen als natürliche Kristalle und das härten von Stahl als eine Art künstlich erzeugten Kristall aufzählen. Eines der beliebtesten und gleichzeitig der härtesten Kristalle ist der Diamant. Hierbei handelt es sich um Kohlenstoffverbindungen, die unter sehr hohem Druck und einer hohen Temperatur eine Gitterstruktur bilden. Früher fand man Diamanten nur im Erdreich, jedoch kann man sie mittlerweile auch künstlich herstellen.

Echte Kristalle, aber kein Schmuck

Tatsächlich kann man mit den Experimentierkästen aus physikalischer Sichtweise echte Kristalle züchten. Was ein Kristall ist, wurde oben bereits angedeutet. Jedoch sollte man diese Salzkristalle nicht mit Edelsteinen oder Quarzkristallen und Ähnlichem verwechseln. Viele denken bei dem Wort „Kristall“ automatisch an etwas hartes und sehr wertvolles. Dies ist aber hierbei leider nicht der Fall. Diese Kristalle eignen sich weder zur Schmuckherstellung noch zum Herumtragen.

Vielmehr sind sie eher dafür gemacht, um sie sich in ein Regal zu stelle und ihre Schönheit zu bewundern. Da sie relativ leicht zerbröseln, kann man sie nicht weiterverarbeiten und aufgrund der Chemikalien, die mein bei der Herstellung verwendet wurden, sind sie auch nicht essbar. Wer mag, kann aber die fertigen Kristalle nochmals in heißem Wasser auflösen und daraus neue Kristalle züchten.