Warum zeigt die Kompassnadel nach Norden?

Jemandem, der in fremden Terrain damit beginnt, das Moos an den Bäumen als Orientierungshilfe zu gebrauchen, fehlt nichts dringender als eine richtige Orientierungshilfe. Am besten wäre ein Kompass.

Ohne Moos nix los?

Wie den meisten ist bestimmt auch euch schon einmal folgende Weisheit begegnet: Moos wächst immer nur an der Nordseite eines Baumes. Ausgeklammert werden müssen jene von so gut wie allen Moosarten, die eben hin und wieder auch eine kreisrunde Ausbreitung bevorzugen oder, dem Sonnenstand zum Trotz, einfach dort wachsen, wo sie wollen. Somit stellt sich Moos als eher unzuverlässiger Wegweiser heraus.

Weshalb dieser Irrglaube sich jedoch partout nicht aus unseren Köpfen vertreiben lässt, hat damit zu tun, dass er glaubhaft klingt. Moos wächst am liebsten dort, wo es schattig ist und feucht. Da die Sonne stets von Osten nach Westen wandert, bleibt die Nordseite der Bäume von ihr unberührt.

Unsere Schlussfolgerung lautet somit: Moos kann nur dort wachsen, wo Norden liegt, denn im Norden ist es immer schattig. Faktoren, die diese Gleichung mitunter auf den Kopf stellen, werden dabei jedoch außer Acht gelassen. Zu diesen zählen beispielsweise die Luftfeuchtigkeit, die in der Nähe von Seen höher ist, oder die Richtung, aus der der Wind kommt.

Besser als Moos: Ein Kompass weiß es besser

Wenn Moos uns nicht hilft, den Weg in vertraute Gegenden zu finden, schafft dies unser Kompass. Diesem ist egal, woher der Wind weht und auch der Sonnenlauf bestimmt nicht, wie er funktioniert. Ein Kompass zeigt stets nach Norden, selbst wenn wir uns mit ihm auf ein Karussell stellen.

Oder wenn wir uns auf hoher See befinden, was schon Kolumbus zu schätzen wusste, als er seinerzeit den Antlantik überquerte. Doch warum zeigt die Kompassnadel nach Norden? Oder anders gefragt: Woher weiß der Kompass so genau, wo Norden liegt?

Gegensätze ziehen sich an

Für das Verständnis, wie ein Kompass funktioniert, braucht es zunächst ein Verständnis über unsern Planeten. Unsere Erde ist von einem riesigen Magnetfeld umschlossen, welches sich von Norden nach Süden erstreckt. Es erfüllt unter anderem die wichtige Aufgabe, unseren Planeten vor kosmischer Strahlung zu schützen.

Auch unsere Kompassnadel besitzt diese magnetische Eigenschaft, wodurch der Plus-Pol der Erde und der Minus-Pol der Kompassnadel einander anziehen. Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt, sodass auch der Minus-Pol der Erde und der Plus-Pol der Kompassnadel sich zueinander ausrichten.

Ein Kompass zeigt also deshalb stets nach Norden, weil sein Zeiger nichts anders ist als ein Magnet, der vom Magnetfeld der Erde beeinflusst wird.

Nord ist nicht gleich Nord

Wichtig zu wissen ist jedoch Folgendes: Die magnetischen Pole der Erdkugel verharren niemals still auf einem Punkt. Sie wandern stattdessen innerhalb eines bestimmten Bereiches um den geographischen Pol – den man sich vorstellen kann wie das nördliche Ende der Erdachse, also der Punkt auf einem Schulglobus, auf dem alle vertikalen Linien (die sogenannten Meridiane) sich treffen oder wie die Richtung, die uns der Polarstern anzeigt.

Dies führt dazu, dass der magnetische, also der umherwandernde Pol und der geographische Pol niemals völlig übereinstimmen, was beim Ablesen des Kompass auch als Missweisung bezeichnet wird. Diese Missweisung sollte vor allem immer dann berücksichtigt werden, wenn man sehr weite Strecken mit Hilfe eines Kompass navigieren möchte, zum Beispiel in der Schiff- oder Luftfahrt.